Es ist jetzt in wenigen Tagen 6 Jahre her, dass ich im Grunde schon fast gestorben bin. Wer die Geschichte nicht kennt, kann sie hier lesen. Ist ja kein Geheimnis. Fast 6 Jahre später habe ich zwar noch meine Ziele, trotz Frührente. Aber ich befeifel oft, dass ich alles erreichen werde, wie ich es mir vorgenommen habe.
Was mir fehlt ist eine Frau an meiner Seite, die mich in allem unterstützt. Also ich meine im Alltag, da ich ja körperlich behindert bin, aber auch als Motivation, bei dem was ich vor habe. Denn ich habe ja nicht nur MS, sondern auch Depression. Die Ursache ist ursprünglich, was in den vergangenen Jahren so passiert ist. Die Todesfälle in der Familie, innerhalb weniger Jahre. Die Arbeitsplatzverluste, weil die Unternehmen geschlossen wurden. Und dann die MS dazu, weil sich dadurch mein Leben verändert hat. Die MS selber wäre ja genug, aber die Folgen davon, ziehen mich runter. Ich kann z.B. nicht einfach so irgendwo hingehen wenn ich Lust habe. Ich bewege mich zur Zeit nur im Rollstuhl vorwärts. Ich weiß, viele sitzen im Rollstuhl. Aber wenn ich bedenke, wie es früher war, als ich noch Kampsport gemacht habe, oder einfach mit dem Fahrrad rumgefahren bin um fit zu sein. Als ich noch mit dem Auto rumgefahren bin, einfach so bei Mc Donalds eingekehrt bin, und was weiß ich noch alles.
Heute bin ich froh, wenn ich meine Wohnung nicht verlassen muss. Das macht im Grunde nichts, denn durch die Depression habe ich gar nicht das Verlangen, raus zu gehen. Also das, was mich hindert, hat auch seine Vorteile. Schon komisch.
Aber was kommt noch in meinem Leben? Ich bin 54 Jahre. Soll es das schon gewesen sein? Sicher habe ich auch viel erlebt im Leben. Da könnte ich nun sagen, es reicht dann jetzt aber auch. Aber das will ich auch nicht. Ich will noch was erreichen, wie erwähnt. Aber da kommt meine Depression wieder ins Spiel.
Ich glaube ich schreibe jetzt hier wie ein Mensch mit Depression. Mal so und mal so, aber dann doch wieder anders. Das geht in meinem Kopf so vor sich. Früher war ich Geradlinig bei meiner Lebensplanung. Diese hat zwar erst mit ca. 20 Jahren begonnen. Nachdem ich früher in der Hauptschule kein Ziel hatte und einfach nur da war weil es so sein musste. Aber dann hab ich irgendwann den „Dreh“ im Kopf gehabt. Ausbildung zum Kaufmann im Einzelhandel in einem Baumarkt, Handelsschule, mit Kampfsport angefangen, Geschäft für Heimtierbedarf eröffnet, Gewechselt zur Höheren Handelsschule und somit Fachabitur gemacht, Ausbildung zum Betriebswirt, Sachbearbeiter für Versand bei Pelikan Hardcopy, Betriebsrat, Auditor, Versandleiter.
Und heute? Frührentner wegen MS und die Depression behindert mich daran, das zu machen was ich noch vorhabe. Ich werde z.B. niemals mit einer Freundin am Strand entlang spazieren. Denn welche Frau will schon einen behinderten Kerl, der sich nicht mehr so bewegen kann wie er es mal konnte, und der auch noch Depression hat? Und mit einem Rollator oder Rollstuhl über den Sandstrand ist kein einfaches Vorbewegen.
Dazu kommt, dass es gewisse Leute einem Behinderten in Deutschland nicht das Leben wirklich einfach machen. Was auch immer wieder demotivierend ist. Ich nenne mal allgemein, die Krankenkasse. Meine sorgt eher dafür, dass ich krank bleibe. Und damit meine ich nicht, dass die MS eh nicht heilbar ist. Eher das „Drumrum“.
Mal sehen. Vielleicht findet sich ja noch eine Frau, die sich von den Umständen nicht abhalten lässt, und mir dabei hilft, wieder „der Alte“ zu werden. 100% „der Alte“ werde ich eh nicht mehr. Aber vielleicht ist es ja zu 50 % möglich.
Ein Beispiel meiner nicht vorhandenen Geradlinigkeit ist wohl mein Logo für „Duyster.de“. Ich habe in den letzten Jahren mehrfach das Logo neu gemach oder verändert. Auch da ändere ich ständig meine Meinung. Die aktuelle Version sieht wie Folgt aus:
Mal sehen wann ich dies wieder ändere. Es nervt mich selber. Und ich wäre froh, wenn ich endlich wieder so geradlinig wäre, wie ich es früher mal war.
Ralf Duyster 